Formatkrieg in HD

20. Juli 2009 Kommentare ausgeschaltet

Es geht schon wieder los. Mal wieder versuchen irgendwelche Gruppierungen, ihr jeweils eigenes Sueppchen zu kochen und sind mit ihren "neuen" Produkten wahrscheinlich schon wieder nicht abwaerts- bzw. allgemeinkompatibel. Was aus leidlicher Geschichte hinreichend bekannt ist, scheint sich jetzt auf anderer Ebene zu wiederholen. Dabei geht es auch anders, wie vor gar nicht allzulanger Zeit noch bewiesen wurde

Hochaufloesendes Fernsehen ist einerseits ein Wunschtraum vieler, andererseits aber auch eine Art "Luxus", den auch nicht unbedingt jeder braucht. Die Angst vor erneuten Investitionen in die hauseigene Jubel- und Computerelektronik liessen viele Fernsehfans bisher davor zurueckschrecken. Fazit: Diverse bisherige HD-Versuche (beispielsweise auf dem Astra-Satelliten) stiessen auf wenig Akzeptanz, wurden nach kurzer Laufzeit wieder eingestellt oder fristen bislang nur eine Art Schattendasein…

Die ProSiebenSat.1 Media AG moechte baldigst drei entsprechende Fernsehkanaele in die Luft bringen. Da duerfen RTL, Vox & Co. natuerlich auch nicht fehlen. Deren Aussendungen waeren aber mit den derzeit im Handel erhaeltlichen HD-Receivern nicht empfangbar. Austragungsort dieser "Schlacht": Die neue Astra-HD-Plattform "HD+". Zunaechst soll es kostenlos sein, danach aber technisch nur per Smartcard und Extra-Receiver nutzbar sein, bezahltechnisch waere u.a. eine PrePaid-Variante moeglich.

Grundsaetzlich ist hochaufloesendes Fernsehen natuerlich eine tolle Sache, denn die Bildqualitaet ist tatsaechlich deutlichst besser als die 720*576 Pixel, die beispielsweise eine "normale" DVD zu bieten hat. Doch die Begleiterscheinungen, die dann sozusagen mit eingefuert werden, sind allerdings bedenklich. Die neuen Techniken bieten den Sendern naemlich erweiterte Moeglichkeiten, auf die Art der Weiterverwertung ihrer Sendungen seitens des Anwenders Einfluss zu nehmen – und das nicht immer zum Vorteil : "So könnten die TV-Sender etwa festlegen, dass eine Sendung überhaupt nicht aufgezeichnet werden kann ("no copy"), ein aufgenommener Spielfilm nach fünf Tagen automatisch gelöscht wird, Werbeblöcke nicht schnell "vorgespult" werden können ("ad-skipping") oder eine zeitlich versetzte Wiedergabe ("Timeshift") unmöglich gemacht wird." (Quelle: Heise).

Das waere eine nicht akzeptable "Gaengelung", bei der man sich durchaus den alten Videorecorder wieder zurueckwuenschen wuerde. Damit konnte man wenigstens nach Herzenslust vorspulen… Im Zeitalter der knapp werdenden Scartbuchsen, beschnittenen Digitalschnittstellen und wachsenden Receiverbergen neben dem heimischen Glotz-o-Phon ist also mal wieder deutliche Skepsis angebracht…

KategorienMedien

Es hat sich "ausgeroehrt"…

16. Juli 2009 Kommentare ausgeschaltet

Schnaeppchenjaeger duerften bald wieder auf den Plan kommen, denn der Ausverkauf hat schon laengst begonnen. Fernseher mit Roehrentechnologie werden aus dem Haendlersortiment entfernt, denn "nur noch 64.000 Geräte wurden im ersten Quartal 2009 verkauft. Stattdessen wird mit technisch immer anspruchsvolleren LCD- und Plasma-Geräten sehr viel Geld verdient"
(Quelle: Lesenswerter Artikel samt sehenswerter Bildstrecke bei Sueddeutsche.de)

Ueber Jahrzehnte war die "Glotze" der Mittelpunkt in den allermeisten Wohnzimmern. Generationenuebergreifend wurde sich davor versammelt. Tagesschau, Dallas, Derrick, Der grosse Preis, Ein Heim fuer Tiere, Knight Rider, Lindenstrasse, Tutti Frutti, Der goldene Schuss, Wetten, dass…, Sesamstrasse, GZSZ, DSDS, UWWIN (= "und was weiss ich noch" :)). Sendungen, die Assoziationen hervorrufen, egal ob gut oder schlecht. Titel, die Emotionen wecken und oftmals auch ein bestimmtes Geraet und/oder einen bestimmten (Fernseh-) Raum bildlich vor dem geistigen Auge wiederauferstehen lassen…

Ein orangefarbener 36-cm-Fernseher des Typs "Nordmende Palcolor", mit Stabantennen fuer VHF-Empfang und Rundantenne fuer UHF-Empfang. Er stand im Schlafzimmer der Eltern und war die Ausweichstelle zum "Formel Eins"-gucken. Nein, nicht Schumi’s oder Vettel’s Ehrenrunden, sondern die alte Musiksendung mit Ingolf Lueck oder Stefanie Tuecking. Das wollten die Eltern naemlich nicht sehen und welcher Teenager hatte frueher denn schon einen eigenen Fernseher?
Von wegen PC mit Fernsehkarte oder YouTube-Streams…

Irgendwann bekam man mal einen damals schon steinalten Schwarz-Weiss-Fernseher geschenkt. Tragbar. Er funktionierte, musste aber andauernd nachjustiert werden. Das erste Programm war damit gut zu empfangen, das Zweite und besonders das Dritte gingen nur mit einigen Tricks. Trotzdem: Es war der erste, eigene Fernseher und der wanderte wohin? Ganz klar – mitten in das Buecher- und Cassettenregal…

Ein paar Jahre spaeter wurde der eben erwaehnte, orangefarbene Nordmende-Palcolor aus dem elterlichen Schlafzimmer verbannt und ersetzte daraufhin den alten schwarz-weiss-Fernseher vom Filius. Die Freude waehrte nur kurz. Ich werde den Dialog nie vergessen. Ein Kumpel war zu Besuch, der Fernseher lief nebenbei mit, aber irgendwie war alles langweilig. Er sagte: "Das waere doch was, wenn der jetzt explodieren wuerde…". Zwei Minuten spaeter machte es "Pitsch", gefolgt von einem "Pffffft…." und der kleine Kasten war Geschichte…

Solche und aehnliche Geschichten werden sicherlich viele Menschen erzaehlen koennen. Doch diese Generation stirbt aus bzw. veraendert sich. Heutzutage ist der mittlerweile sehr duenn gewordene (Flachbild-) Fernseher beiweitem nicht mehr der Mittelpunkt einer modernen Wohnstube. Oftmals steht er auf einem Rollwagen irgendwo an der Seite und wird bei Bedarf dorthin gezogen, wo er benutzt wird. Die Kiddies schauen ihre Serien mittlerweile lieber nebenbei am Computer und haben zusaetzlich diverse Chatfenster geoeffnet. Das fernsehende Publikum sitzt oftmals nicht mehr geschlossen vor der Kiste, sondern konsumiert die Inhalte individuell, zeitlich unabhaengig und dezentralisiert.

Schoene, neue Medienwelt? Reizvoll – sicher. Praktisch – auch. Familiaer – nicht mehr unbedingt.

KategorienDiverses, Medien

NormCast 143

13. Juli 2009 Kommentare ausgeschaltet
KategorienNormCast

Kurz notiert 02/09

9. Juli 2009 Kommentare ausgeschaltet

Bildqualitaetsvergleich: Kabel-TV vs. Satellit
Bild 1 : Kabel-TV-Berlin, analog aufgenommen mit einem Sony DVD-Recorder
Bild 2 : Direkter Satelliten-MPEG-Stream, aufgefangen mit Technisat SkyStar 2 am PC
(Szene aus der Fernsehserie "Life On Mars")

BLUR sind wieder da… => Artikel bei Welt.de

Naechste "24"-Staffel bei Kabel Eins
http://www.serienjunkies.de/news/wechselt-erneut-22464.html

Wuselwahnwitz – Comics von hier wech :-)
http://wuselwahnwitz.com/

Fuenf Jahre Haft fuer einen Twitter-Beitrag ("Tweet")?
http://www.netzeitung.de/internet/internet/1397440.html

Plattenlaeden auf dem Rueckzug => Heise – Meldung

Vier Jahre isightseeing – Videocast (Jubilaeumsvideo)
http://www.isightseeing.de/2009/07/06/iss-273-126144000-minutes/
Glueckwunsch, Simon!

Kommt ein Gewitter oder nicht?
http://niederschlagsradar.de

Schaeuble’s SEK-Chor, fallera :)
http://www.youtube.com/watch?v=Eb64Tg4IO7U&fmt=18

BOS-Funk doch noch nicht digital
http://www.cb-radio.de/index.php?option=com_content&task=view&id=431&Itemid=5
Nicht mehr ganz aktuell, aber zumindest hier in GT soll’s noch ca. drei Jahre dauern…

Sony Walkman anstatt iPod Touch und die Alltagsfolgen
Blogeintrag bei BasicThinking.de
Amuesant und erschreckend zugleich…

Zum Tode von Farrah Fawcett
http://www.netzeitung.de/entertainment/people/1388179.html

Video von der "Niche 09" (Podcamp Muenchen)
http://www.niche09.de/2009/06/video-ruckblick-auf-die-niche09-von-ifranz/

GEMA vs. Rapidshare
http://www.netzeitung.de/internet/internet/1386299.html

Der letzte Kodachrome-Farbfilm
http://www.heise.de/newsticker/Tod-einer-Legende-Die-letzte-Rolle-Kodachrome–/meldung/140935

"Meine Zeit mit Mal Sondock" – von Don Dahlmann
http://blogbibliothek.ch/single/index.php?ID=221
Aeusserst lesenswert!

Sehenswert: 170-Minuten-TV-Epos "The 60s"
http://www.amazon.de/60s-Das-Filmereignis-einer-Generation/dp/B00008WXZ0
Eine Kritik dort lautet: "Feuerwerk aus Geschichte, Musik und Zeitgefühl" => Bingo!

KategorienDiverses

Konvergenz ist Quatsch

8. Juli 2009 Kommentare ausgeschaltet

Nachdem seine virtuelle Hundehuette fast zehn Jahre lang auf dem SAT1-Hof gestanden hat, bellt "Kommissar Rex" demnaechst im ZDF. Schon vor einigen Jahren gab es mit Joerg Pilawa’s Quiz eine stark an den RTL-Quotenrenner "Wer Wird Millionaer" erinnernde Sendung in der ARD und umgekehrt fiel unlaengst die zumindest konzeptionelle Verwandtschaft des "Troedel Trupp" von RTL2 mit dem "Troedel King" des WDR-Fernsehens auf. Doch nicht nur die privaten und die oeffentlich-rechtlichen Sender kupfern untereinander ab, denn die "SAT1 Hit-Giganten" und "Die ultimative Chart Show" von RTL koennen sich gegenseitig auch nicht verhehlen. Unzaehlige Koch- und Castingformate geben sich in manchmal nur leicht abgewandelter Form auf verschiedenen Sendern die Klinke in die Hand.

Was erfolgreich ist, wird nachgemacht und nicht selten setzt sich am Ende doch das jeweilige Original wieder durch. Im Privatfernsehen ist das auch voellig in Ordnung, denn die Privatsender sind natuerlich besonders von der Quote abhaengig. Ohne Quote keine Reichweite, ohne Reichweite keine Werbung und ohne Werbung kein Geld. So einfach ist das. Aber die oeffentlich-rechtlichen Sender haetten das eigentlich nicht unbedingt noetig und somit wirken beispielsweise juengste Aeusserungen des ZDF-Programmdirektors Thomas Bellut irgendwie doch etwas hilflos:

"Konvergenz ist Quatsch, sagt ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut und ist der Meinung, dass sich private (bzw. wie er stets betont: "kommerzielle") mit öffentlich-rechtlichen Programmen nur schwer vergleichen lassen. (…) "Natürlich, vor allem in den 90er Jahren ist es zu einer gewissen Konvergenz gekommen. Ich selbst habe ja auch gelegentlich versucht, Erfolge der Kommerziellen zu adaptieren, aber das ist Geschichte. (…) Und ich muss auch sagen, dass Formate wie "Rach der Restauranttester" oder "Raus aus den Schulden" von RTL sehr gut gemacht sind, die könnten sicher auch bei uns laufen. (…) "Kommissar Rex" ist eine Koproduktion mit ORF und Rai, und für den Programmplatz deshalb deutlich günstiger als eine deutsche Serie. Sicher ist das eine alte Marke der Kommerziellen – aber es lag doch nahe, diesen Namen, den so viele Zuschauer noch kennen, neu zu beleben. Das dürfen Sie aber nicht als Prinzip nehmen. Es werden Ausnahmen bleiben.""

Quelle: Artikel bei der FAZ vom 07.07.2009

A-ha. Ausnahmsweise also. Dann wird das naechste, sich anbietende, erfolgreiche Format wohl auch eine Ausnahme werden. Und das uebernaechste auch. Bis der Programmplaner wieder gut gefuellt ist. Halali…

KategorienMedien