Neues Ohrenfutter
Simple Minds – Acoustic
Die Ankündigung dieser Platte weckte Gedanken wie "Langweiliges Aufwärmen alter Hits passend zum Weihnachtsgeschäft". Das ist wohl auch so, aber "langweilig" ist das wirklich nicht. Die Hits der Band klingen frisch und sehr gut arrangiert. Aufgrund der Tatsache, dass diverse typische 80er-Jahre-Klangelemente nun nicht mehr vorhanden sind, wirkt das Ganze modern und zeitgemäss und selbst das eigentlich abgenudelte "Don’t you" wird dadurch wieder hörbar. Einzig und allein die Version von "See the lights" hat nicht so ganz ueberzeugt – aber die originale Version aus dem Album "Real Life" ist auch nur schwer zu toppen…
Sting – 57th & 9th
Die Platte fängt stark an, lässt dann aber auch stark nach – Meint man. Tatsächlich nimmt das Tempo im Verlauf stark ab, aber auch die langsamen Stücke haben ihre Qualitäten. Trotzdem ist die Kaufentscheidung für die Vinylplatte aufgrund der derzeit harten Konkurrenz doch zugunsten einer anderen Band ausgegangen. Sting’s aktuelles Werk ist durchaus gut hörbar, hat aber noch Luft nach oben…
Kings Of Leon – Walls
Die MP3-Version dieser Platte dreht sich schon seit Wochen im Autoradio, die Vinylversion davon auf dem heimischen Plattenteller. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen. Für mich ist es vielleicht das Album des Jahres. Schöner, melodischer Pop-Rock mit Kanten, abwechslungsreich, durchhörbar und einfach nur gut.
Metallica – Hardwired to Self-Destruct
Das Doppelalbum enthält wuchtige Metalbretter, wie sie besser kaum sein könnten. Nicht nur die Pommesgabelfraktion wird es völlig zurecht lieben. Ein bärenstarkes Werk einer nach wie vor Maßstäbe setzenden Ausnahmeband!
Robbie Williams – The Heavy Entertainment Show
Naja, so heavy wie früher ist das Entertainment zwar nicht (mehr), aber dennoch kann man die Platte gut durchhoeren. Sie bewegt sich stilistisch nicht wesentlich von dem entfernt, was Robbie vor seiner Pause gemacht hat. Das Ganze ist wie immer sehr gut produziert und natürlich nicht ohne Bombast und Pathos. Nach zweimaligem Hören hatte sich allerdings noch kein Überhit à la "Angels" herauskristallisiert…
New Model Army – Winter
Ja, sie leben noch – und sie klingen nicht ganz so wie früher, aber auch nicht völlig anders. "Winter" ist ein streckenweise düsteres, flehendes und klagendes, komplex angelegtes Album. Ohrwürmer wie "51st State" gibt es zwar nur in angedeuteter Form, dennoch lässt einen diese Platte nicht los, wenn sie einmal angelaufen ist. Allerdings muss man dafür auch in passender Stimmung befindlich sein…
Madness – Can’t touch us now
Wo ist sie hin, die Spielfreude, die die damals schon im besten Rentenalter befindlichen Herren noch auf dem Album "The Liberty of Norton Folgate" und den zugehörigen Auftritten zelebrierten? Das neue Werk plätschert nur so dahin; diverse, darauf befindliche Klangexperimente scheinen nicht wirklich zu gelingen. Das Album tut zwar nicht weh, reisst aber auch nicht vom Hocker…
Kaiser Chiefs – Stay Together
"This is Pop Music", heisst es in einem der neuen Songs – das Album hätte auch so heissen können, denn es erinnert nicht mehr an "I predict a riot" und andere, alte Hits der Kaisers, sondern teilweise eher an "Duran Duran". Das ist ja nicht unbedingt schlecht und tatsächlich ist auch dieses Album gut durchhörbar, aber höchstwahrscheinlich werden sie damit viele alte Fans vergrault, doch vielleicht auch neue hinzugewonnen haben. Einen ähnlichen Wandel haben die "Killers" bereits erfolgreich hinter sich gebracht; mal sehen, ob die Kaiser Chiefs ihnen auch zukünftig nacheifern werden.
Green Day – Revolution Radio
Der Wandel von "Dookie" zu "American Idiot" und "21st Century Breakdown" war ziemlich krass. Schlichte Punkrocksongs mutierten zu perfekt durchproduzierten Bombastrockbrettern, was zunächst auch sehr gut funktionierte. Doch die "Revolution" bleibt bei diesem aktuellen Werk leider aus. Ja, es ist gut und ja, es klingt auch gut – aber es verkommt zu einer Berieselungs-Klangsuppe ohne Einlagen. Die Platte ist durchaus solide, aber leider doch sehr glatt gebügelt.
Van Morrison – Keep me singing
Da ist er wieder, der unermüdliche Musikant (fast) ohne Singlehit. Seine vielschichtigen Alben, die sich immer wieder von zuvor bereits eingeschlagenen Pfaden entfernt haben, sind immer wieder speziell und vielseitig. Mal gibt es ein Country-Album, mal wird’s poppiger, aber meistens dreht es sich um den Blues. Den zelebriert er durchaus gefällig arrangiert und kurzweilig unter anderem auf diesem Album, welches perfekt zum Herunterkommen in den Abendstunden geeignet ist.