Mit anderen Augen
Im derzeitigen, deutschen Hitparadensumpf, der sich vorwiegend aus Ghetto-Rap, neuem deutschem Schwurbelpop und Ballermanngegröhle zusammensetzt, droh(t)en eher traditionell ans Werk gehende Liedermacher und Interpreten, die ohne Kraftausdrücke, Geseier und Scha-la-la auskommen, zu versinken. Doch mittlerweile findet die wirklich gute Musik gefühlt sowieso jenseits der Charts statt – und wer dort sucht, wird viel Schönes finden. Im Lippischen zum Beispiel. Lokalmatadoren wie Dirk Schelpmeier, Dieter Kropp und Mickey Meinert sind immer für stimmige, überzeugende Alben gut. Volkwin Müller, seines Zeichens grosser John-Lennon-Fan und mit vielen anderen, teilweise auch sehr bekannten Künstlern oftmals kollaborierender Vollblutmusiker, hat sein neues CD-Album "Mit anderen Augen" getauft – und präsentiert darauf eine sich nicht nur im bunten Titelschriftzug der Deckseite des liebevoll gestalteten Booklets niederschlagende, bunte Musikmischung aus verdammt gut klingenden Gitarrensongs, Balladen und Pop/Rock-Elementen. Okay, manchmal gibt es auch seichtere Momente, doch generell verliert sich dieses Werk glücklicherweise nicht im üblichen Herz-Schmerz-Geschwurbel der einschlägigen Hitparadenmitstreiter. Volkwin hat Musik früh entdeckt und gelebt, was in vielen seiner Texte anklingt und mitschwingt. Er kritisiert aber auch, er schwelgt, er beschreibt und immer wieder hört man sie heraus, diese Passion, die er in seine Aufnahmen steckt. Das macht Spass, regt zum Mitfühlen an und ist zudem überraschend kurzweilig, denn die knappe Zeitstunde Musik auf dieser CD vergeht wie im Flug. So soll es sein.