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Fernsehfussball

16. August 2007

Die neue Bundesligasaison ist gestartet und der Bezahlsender Premiere hat die Rechte an den Uebertragungen von "Arena" zurueckerhalten. Der scheidende Premiere-Chef Kofler hatte in der Vergangenheit relativ offen ueber die ARD-Sportschau nachgedacht und eine Verschiebung des Sendetermins derselben nach hinten zugunsten von Premiere gefordert. Der neue Vorstandchef sieht das eher gelassen und "kann mit der Sportschau leben" (Quelle: Netzeitung).

Das Fernsehen diktiert die Bundesliga. Da werden Anstosszeiten variiert, extra-Spielzeiten angesetzt, Sonntagsspiele etabliert und generell wird geschachert, was das Zeug haelt. Der Sport an sich leidet darunter, von den Fans ganz zu schweigen. Letztendlich ist die Bundesliga eine Sportveranstaltung, nach der sich das Fernsehen normalerweise zu richten haette und nicht umgekehrt. Die Realitaet sieht aber leider anders aus.

Die oeffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bieten millionenschwere GEZ-Ertraege fuer Sendelizenzen, wobei eigentlich eine Art "Grundrecht" beschnitten wird. Fussball ist (egal, ob man damit etwas anfangen kann oder nicht) eine etablierte Sportart, die auch in diesem Land traditionell gewachsen ist. Also ist eine Sendung wie die "Sportschau" das Mindeste, was dem Ottonormalseher zugestanden werden MUSS! Ebenso duerfen grundsaetzlich Ereignisse, die von allgemeinem, oeffentlichen Interesse sind, nicht exklusiv der zahlenden Pay-TV-Minderheit zugeschustert werden. Das betrifft beispielsweise die olympischen Spiele genauso wie andere, wichtige (z.B. politische) Ereignisse.

In diesem multimedialen Zeitalter gehoert das jetzige oeffentlich-rechtliche Rundfunksystem einschliesslich der GEZ trotzdem (oder vielleicht sogar gerade deswegen) gehoerig auf den Pruefstand. Der Begriff "neuartige Rundfunkgeraete", den die GEZ als Legitimation fuer ihre Machenschaften kreiert zu haben scheint, koennte schon jetzt als eines der "Unwoerter des Jahres" deklariert werden.

Verfechter der GEZ argumentieren oftmals, dass ohne das jetzige System keine "Minderheitenprogramme" mehr geschaffen und/oder weiterexistieren wuerden. Voellig falsch. Da, wo eine Nachfrage besteht, wird es in diesem Zusammenhang auch immer ein Angebot geben. Das Podcasting ist ein gutes Beispiel dafuer. Auch jenseits der oeffentlich-rechtlichen Zweitverwertungspodcasts gibt es mittlerweile (gute!) Angebote, die allein aufgrund privater Initiativen zustande gekommen sind. Das schliesst zum Beispiel Sprachkurse und Bildungsprogramme als Audio- und Videopodcasts mit ein. Und diese existieren, weil sie (freiwillig!) nachgefragt werden.

Ein- oder zwei zentrale Fernsehsender, die die grundsaetzlichen Dinge, die die reinen "Unterhaltungssender" oftmals nicht abdecken (wie z.B. spezielle Kulturprogramme, Schulfernsehen, Sportuebertragungen von allgemeinem Interesse, Lokalfernsehen etc.), in ihrem Programm haben, wuerden voellig ausreichen. Eine reelle (!), allgemeinpflichtige (GEZ-)Gebuehr waere dafuer auch voellig legitim. Diese Sender muessten allgemein-verfuegbar sein (terrestrisch, Satellit, Kabel, Internet) und in punkto Grundversorgung funktionieren.

Nur, die jetzige "du koenntes ja rein theoretisch mit jedem Rechner 24 Stunden ARD gucken und fuer diese Eventualitaet musst du bezahlen-Mentalitaet" ist ungerecht, ungerechtfertigt und voellig ueberholt. Die oeffentlich-rechtlichen Rundfunkapparate sind viel zu sehr aufgeblaeht und daher viel zu teuer in deren Unterhaltung. Ich habe nichts gegen die oeffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an sich (im Gegenteil!), aber sie sollten ihrem eigentlichen Zweck wieder zugefuehrt werden, was eine gewisse "Gesundschrumpfung" sicherlich beinhalten wuerde und muesste.

Das Modell einer generellen "Medienabgabe" pro Haushalt und/oder Nutzer ist zwar auch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber im Vergleich zum jetzigen Ist-Zustand schon ein Schritt in einer richtigere Richtung…

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