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Der beste Mix bei Antenne XXX

29. Dezember 2010

Frage an die Band Boppin’B im NormCast Nr. 169 :
"Ist das Radio fuer euch Unterhaltung, Aergernis oder Inspiration?" Die Antwort : "Trauer". Besser haette man es kaum ausdruecken koennen…

Eine ungefaehr achtstuendige Autofahrt, kurz vor Weihnachten. Die extra-gebrannte CD-RW mit den bislang verpassten Podcasts, Musikalben und Hoerbuechern liegt im Player. Das Radio an sich werkelt im Hintergrund und soll eigentlich nur die Verkehrshinweise einblenden…
"Bei uns der schnellste Verkehrsservice – immer zuerst", toent es auf einmal. Aha… man ist in sueddeutschen Gefilden angekommen. Da sich die Empfangslage von einem zum naechsten Tal schnell mal aendert, ziert der Hinweis "Traffic Info" kurze Zeit spaeter wieder das Display. Allerdings bedankt sich ein Sprecher bei einem Hoerer fuer eine Spende und verspricht, den gewuenschten "Superhit" in der naechsten Stunde nach Robbie Williams und einem weiteren "besten Hit der 80er" zu spielen. Stimmt, es ist ja Weihnachten und die Privatsender uebertrumpfen sich zu dieser Zeit gegenseitig mit ganztaegiger Audiomilde. Nichts dagegen, man muss es sich ja nicht anhoeren, aber trotzdem wirkt alles sehr gekuenstelt…

Rueckfahrt, kurz nach Weihnachten. Ein ueberdrehtes Moderatorenpaerchen bespasst die Fruehaufsteher via "Hitradio (…hier irgendeinen Namen einsetzen…)":
"Weisst Du schon das Neueste?" "Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen" -gnihihihihiiii- "Elton John hat ein Kind bekommen. Wie er das wohl gemacht hat! hö-hö-hö…"
Und wieder ist ein aufgesetztes "Hihihihihi" der kieksenden Co-Moderatorin zu vernehmen.

Danach Bon Jovi. Mal wieder. "It’s my life", aber gefuehlt-kuerzer. Mittendrin wurde einfach ein Instrumentalpart herausgeschnitten. Mittlerweile kastrieren die Formatradios also auch schon die Songs ihrer Stammlieferanten…. "I need a dollar, dollar, dollar…", zum ersten.

"Don’t let go – never give up – it’s such a wonderful life"… Aaaaahhh…. eine Wohltat… aber: wie klingt das eigentlich? Keine Dynamik, die leisen Stellen sind genauso laut wie die "lauten". Ach ja. Das ist ja wieder das Radio. Der Limiter leistet ganze Arbeit. Alles wird auf einen Pegel geregelt und laesst viele Songs zu einem Soundbrei werden. "In der naechsten Stunde wieder die besten Hits – nur bei uns". Und danach ist in der Werbung alles "X-X-X"… Kurz vor den Nachrichten noch einmal "I need a dollar, dollar, dollar…", zum gefuehlt-siebzehnten Mal an diesem Tag…

Dabei ist es uebrigens unerheblich, ob ein oeffentlich-rechtliches "Mainstreamprogramm" oder die private "Antenne (hier irgendeinen Namen einsetzen…)" laeuft. Es gibt mittlerweile nahezu ueberall die gleichen Strukturen, Floskeln, Features, Sprueche und die immergleiche Musik der "Gute-Laune-Terroristen mit ihren Top-500-Listen" (Danke, Markus :)).
Die wenigen, guten Sendungen verschwinden in den "untergeordneten" Programmen einer Senderkette, sofern vorhanden.

Frueher freute ich mich, wenn auf einer Fahrt in den Sueden im Display endlich "hr3", "Bayern3" oder "OE3" zu lesen war. Heute ist alles – eins. Und traurig. Siehe oben.

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