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Das auserwaehlte Reich

17. August 2006

So lautet der Titel der 64. Star Trek "Enterprise" Folge (Staffel 3). Selten hat mich eine Folge aus einer Fernsehserie so beeindruckt. Zum einen ist sie absolut spannend gemacht aber zum anderen widerspricht sie voellig dem urspruenglichen Geist, den der bereits verstorbene Schoepfer der Serie, Gene Roddenberry, der Serie einhauchen wollte.

Diese Episode setzt nicht auf Voelkerverstaendnis und Harmonie. Nein, sie zeigt den (in der hiesigen Hemisphaere oftmals als solchen verstandenen) Irrsinn, den solche Dinge wie die Denkweise der "Selbstmordattentaeter" mit sich zu bringen scheint. Natuerlich nicht ohne den durchschimmernden, an das Amerika der Gegenwart erinnernden Pathos auszulassen. Letztendlich ist es eine amerikanische Fernsehserie und das muss man aus Gruenden der Relativierung als mitteleuropaeisch-denkender Mensch immer im Hinterkopf behalten.

Die Enterprise erhaelt einen (fingierten) Notruf von einem religioesen Pilgerschiff, welches die technische Ueberlegenheit der Enterprise fuer ihre Zwecke nutzen moechte. Die Besatzung kommt unter falschen Voraussetzungen an Bord, gewinnt das Vertrauen der Starfleet-Crew und uebernimmt unter Ausnutzung desselben das Schiff. Selbstmordattentaeter platzieren sich an den sensiblen Punkten der Enterprise und reissen in einem Fall, der zur "Demonstration" dient, ein Besatzungsmitglied in den Tod.

Ein (sinngemaess wiedergegebener) Dialog zwischen Captain Archer und dem Anfuehrer der Kaperer: "Warum fuehren sie diesen religioesen Krieg?" – Antwort: "Nun, diejenigen, die uns gerade angreifen, glauben, dass das auserwaehlte Reich in zehn Tagen erschaffen wurde. Aber es waren nur neun…"

Natuerlich ist das absolut ueberspitzt, aber es zeigt auch hier, dass religioeser Fanatismus der Ursprung vielen Uebels ist. Und das macht vor den einzelnen Konfessionen nicht halt, anscheinend selbst in der Zukunft nicht.

Zum Schluss der Folge stehen Archer und sein mittlerweile ueberwaeltigter Kontrahent auf dessen Heimatplaneten vor einer zerstoerten Kulisse. Archer: "Ihr Glaube sollte doch Frieden bringen…. hier ist er."

Okay…. die "Guten" sind auch hier wieder die "Guten". Aber, diese Folge ist mutig und gerade deshalb erwaehnenswert. Auch wenn der bittere Beigeschmack mitschwingt, dass es eine verhaeltnismaessig plumpe Antwort auf die Ereignisse von beispielsweise dem elften September 2001 ist. Wer sich diese Folge aber mit Interesse, Hintergrundwissen und mit offenem Geist ansieht, wird vielleicht ueberrascht sein…..

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