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Innen- und Aussenstadt

20. August 2008

Die sogenannte "gruene Wiese" vor der Stadt wurde in den vergangenen Jahren immer mehr bebaut und so gesehen auch gefoerdert. Vielerorts entstanden wahre "Kaufparks" mit -und das ist die praktische Seite- grossen Parkflaechen, die meistenteils kostenlos genutzt werden duerfen. Ebenso sind die Busverbindungslinien dorthin meistens gut ausgebaut. Die angrenzenden Geschaefte und Grosshandelsfilialen bieten im allgemeinen nahezu alles, was fuer den taeglichen Haushaltsbedarf (und oftmals darueber hinaus) notwendig ist. Wer faehrt da noch gerne in die Innenstadt und sucht ewig nach einem freien, kostenpflichtigen Parkplatz, um letztendlich seine Einkaeufe doch durch die halbe Stadt schleppen zu muessen?

Freilich ist das nicht der Hauptgrund dafuer, dass die gruene Wiese boomt und viele Innenstaedte zusehends veroeden. Es faellt seit ein paar wenigen Jahren verstaerkt auf, dass die Geschaeftspalette in den Innenstaedten sich immer mehr vereinheitlicht. In fast jedem groesseren Innenstadtbereich gibt es bestimmte "Klottenlaeden" (also Modegeschaefte), eine ganz bestimmte Parfuemeriekette und natuerlich die einschlaegigen T-Punkte nebst Vertretungen der mobilfunkenden Konkurrenz. Wann immer ein alteingesessenes Geschaeft aufgibt, findet sich in den entsprechenden Raeumlichkeiten recht schnell einer der gerade genannten, "ueblichen Verdaechtigen" ein. Jetzt wird`s aber mittlerweile noch schlimmer…

Es faellt auf, dass -gerade in den direkten Randbereichen der Innenstadt- verstaerkt mehr oder weniger anonyme Sportwetten- und Lotterie"geschaefte" entstehen. Oftmals sind diese nach aussen hin bunt verziert, entbehren aber meistens einer Moeglichkeit, durch eine grosse (Schaufenster-)Scheibe einen Einblick ins Innere zu erhaschen. Menschen eilen rasch hinein und hinaus, auf den Parkflaechen davor stehen vorwiegend deutsche Oberklasse-Limousinen.

Ebenso scheinen Internet-Cafés einen zweiten Fruehling zu erleben, wobei deren Werbung mittlerweile auf den Slogan "weltweit guenstig telefonieren" ausgelegt wird. Anscheinend wird dort fleissig via Voice-over-IP telefoniert. Eine Goldgrube, wenn man bedenkt, dass Skype & Co. wenig bis gar nichts kosten. Vom aeusseren her aehneln diese Geschaefte eher den einschlaegigen Spielhallen, die meistenteils ebenso "anonym" im Zentrum herumstehen.

Letzter Punkt: Die stagnierende und teilweise sterbende Gastronomie im Innenstadtbereich. Schliesst eine Kneipe, dann zieht relativ zeitnah z.B. ein Modeladen oder ein tuerkischer Gemuesehaendler dort ein oder die Immobilie liegt brach, bis dass sich irgendwann mal jemand traut, sie neu zu eroeffnen, um dann nach einer Saison an zumindest aehnlichen Huerden zu scheitern wie der Vorgaenger.

Das allabendliche Partyvolk steuert mittlerweile gezielt die etablierten Freizeit-, Disco- oder Kneipenviertel mit Biergaerten an, verirrt sich aber selten bis gar nicht in die Eck-Kneipe vor oder die Kellerkneipe in der Innenstadt. Das taegliche "Shopping-Volk" faehrt beispielsweise gezielt nach Ikea und isst dort im trauten Halbfamilienkreis Koettbullar. Beides ist eine Form von moderner Zonenbildung, unter der die Kern-Innenstaedte letztendlich leiden…

Loesung? Schwer. Sicherlich sind teilweise horrende Pacht- bzw. Mietbetraege fuer normal-grosse Raeumlichkeiten in einer Fussgaengerzone fuer kleinere Unternehmer abschreckend. Aber genau diese Leute koennten frischen Wind und neue Attraktivitaet in die Innenstadt bringen. Ein Teufelskreis, der nur mit mehr- bzw. gegenseitigen Kompromissen und hoechstwahrscheinlich weniger Buerokratie aufloesbar waere…

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