Am "Black Friday" hielt ein schwarzer Neuling hier Einzug: Der Pioneer DJ PLX-500 Plattenspieler. Nach fast 30 Jahren mit zwei originalen Technics SL1210ern war der Wunsch nach einem Gerät, welches auch 78 Umdrehungen für die mittlerweile kleine, aber feine Schellackplattensammlung bewältigen kann, gegeben. Bis dato wurde für die alten Grammophonschätze zusätzlich ein DUAL 1214-Plattenspieler benutzt, doch drei Plattenspieler nebeneinander waren dann doch etwas zuviel…
Der Pioneer ist ein ebenfalls recht schweres, sehr solides Gerät und seine Verarbeitung ist absolut in Ordnung. Dennoch: Nach 30 Jahren Technics wird sich jedes neue Gerät dagegen schwer tun und tatsächlich sind es Kleinigkeiten, die den Technics auch hier wertiger anmuten lassen – und (Spoiler!) sein Handling bleibt unerreicht.
Der Technics wirkt sprichwörtlich "aus einem Guß" und im Gegensatz zu ihm hat das Pioneer-Chassis mehr Plastikanteile. Der Tonarmlift ist etwas "ruppiger", die Tasten und der Ein-/Aus-Schalter fühlen sich zwar gut, aber nicht so wertig wie beim Technics an.
Ein Synchronlauftest zwischen den beiden Geräten mit zwei identischen Maxi-Singles zeigte aber, dass beide Geräte absolut präzise den Gleichlauf halten. Die Pioneer-Technik braucht den Vergleich mit dem Technics also nicht zu scheuen. Auch das Start-Stop-Moment ist völlig okay.
Zwei große Vorteile hat der Pioneer gegenüber dem Technics: Zum einen die Möglichkeit, 78rpm zu aktivieren und zum anderen den eingebauten, zu- und abschaltbaren Vorverstärker, so daß der PLX-500 sowohl an einem traditionellen Phono-Eingang als auch an einem CD-/Line-Eingang betrieben werden kann. Pioneer legt sogar ein Cinch-auf-Klinke-Adapterkabel (3,5mm) bei, so daß auch der Anschluss z.B. an eine moderne Boombox (z.B. JBL Go) oder an ein Wlan-/Digitalradio mit Aux-Eingang problemlos funktioneren müßte. Ach ja, eine USB-Funktion hat er auch, aber die wurde hier bisher nicht genutzt und/oder getestet.
Im Vergleich zum Technics fiel eines sofort negativ auf: Die (optisch leider nicht so gelungenen) Füße des Pioneer sind etwas breiter im Radius und leider passt eine LP mit Plastikhülle nicht so glatt dazwischen, wie das beim Technics der Fall ist. Die liebe, alte Gewohnheit, das Cover der aufgelegten Platte unter das Gerät zu legen, erfährt hier leider einen Dämpfer. Dafür -und das ist wirklich ein Witz- wirbt Pioneer z.B. bei Amazon mit den Worten: "Cover Art Display – Legen sie ihre Plattencover auf das (!) Deckel, während sie ihre Schallplatte anhören". Das muss man erstmal sacken lassen: Eine glatte Haubenoberfläche, auf die man ein Cover legen kann, wird hier als "Feature" beworben :))
(nicht unerwähnt bleiben sollen die beiden Gummistopper, die innen in die Haube eingearbeitet wurden, damit ein darin aufgestelltes Cover bei aufrecht stehender Haube gut abstellbar und somit gut sichtbar ist…)
Die Haube ist übrigens okay, aber man kann sie leider nicht stufenlos verstellen, es geht nur "ganz oben bzw. auf" oder zugeklappt.
Der Pioneer klingt sehr ordentlich und wurde hier gleich mit einem Shure-System versehen, obwohl eine Abtastnadel mit Headshell im Zubehör enthalten ist. Leider gibt es hierbei auch nur ein dünnes Slipmat als Plattentellerauflage, so dass die Gummimatte des alten Plattenspielers nicht gleich entsorgt werden sollte. Doch das sind wie gesagt nur kleine Defizite, denn für weniger als ein Drittel des Neupreises eines vergleichbaren, aktuellen Technics-Pendant geht der positive Gesamteindruck absolut in Ordnung!