Kleinanzeigen – wie frueher…
Die 80er und 90er… eBay gab’s in der heutigen Form noch nicht. Hatte jemand etwas zu verkaufen, konnte er nicht einfach eine Online-Anzeige aufgeben und ggf. schon wenige Minuten spaeter mit ersten Resultaten rechnen. Es gab allerdings gedruckte Zeitungen wie "Der Heisse Draht", die sich grosser Beliebtheit erfreuten. Oftmals wurde das Blatt schon ganz frueh morgens besorgt und durchstoebert und nicht selten fand man sich kurz darauf im Auto wieder, um einen Artikel irgendwo aus dem Kreisgebiet abzuholen…
Mit dem eBay-Boom kam das "Heimgeschaeft" – und es war angenehm. Alles konnte in Eigenregie und von zuhause aus geregelt werden. Fremde Leute vor der eigenen Haustuer waren -ausser bei Selbstabholern von sperrigen Artikeln- eher selten vorzufinden. Ganze Keller mit alten Utensilien wurden in bare Muenze verwandelt, was meistenteils sogar richtig Spass gemacht hat.
Doch mittlerweile sorgt paradoxerweise eBay selbst dafuer, dass Flohmarktgeschaefte sich wieder auf die lokale Haustuer-Ebene verlagern. Der Frust ueber die aktuellen und kommenden Verkaufsbedingungen bei eBay (10% Verkaufsprovision, zukuenftig verkomplizierte Zahlungsabwicklung, PayPal-Zwang, etc.) lassen viele Leute ueber Alternativen nachdenken und finden diese – bei eBay.
Genauer gesagt bei "eBay Kleinanzeigen". Im Grunde genommen ist dieses Portal eine zeitgemaesse Online-Adaption des heissen Drahtes: Uebersichtlich, intuitiv, mit lokalem Einschlag und – kostenlos! Im Gegensatz zur damaligen Zeitung kann hier der Verkaufseffekt schon nach kurzer Zeit eintreten, wie hier beispielsweise gestern geschehen. Aufgrund einer Verkaufsannonce fuer das alte Handy standen gestern abend zwei nette Leute nach kurz zuvor erfolgter, telefonischer Absprache ganz spontan vor der Tuer und nahmen es zum angegebenen Preis mit. Ganz unkompliziert.
Die Vorteile sind klar: Mehr Transparenz. Ein Artikel kann sofort begutachtet und ausprobiert werden. Der Nachteil ist altbekannt: Kaeufer muessen Wege auf sich nehmen und Verkaeufer muessen zuhause parat stehen. Doch letztendlich ist natuerlich auch eine Versandangabe bei eBay-Kleinanzeigen moeglich, so dass die Moeglichkeit zum "ebay-esquen" Handeln mittels Versand weiterhin gegeben ist…
Preislich ueberzogene Angebote haben kaum eine Chance, der Markt reguliert sich ja bekanntermassen selbst. Doch genau das ist (noch) das Problem bei vermeindlichen eBay-Alternativen wie z.B. Hood.de. Da es keine nach Hoehe des Einstellpreises gestaffelte Gebuehrenabgabe wie bei eBay gibt, stellen die Leute gerne auch mal Artikel zu hoeheren Preisen ein, frei nach dem Motto: "Es reicht, wenn man einen Dummen findet". Somit muss zwischen diesen Angeboten nach den reellen Angeboten (ich schreibe bewusst nicht "Schnaeppchen", denn es geht nicht unbedingt darum, alles moeglichst preisguenstig zu bekommen, sondern darum, es ueberhaupt zu bekommen) gesucht werden. Doch, wer suchet, der findet, auch bei Hood & Co.
Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis dass "eBay Kleinanzeigen" durch den eBay-Faktor im Namen ebenfalls ueberreguliert und im Kern nicht mehr kostenlos sein wird. Kostenpflichtige Zusatzoptionen gibt es schon jetzt und mittlerweile werden Gegenstaende alternativ oftmals auch via Twitter oder Facebok quasi direkt und schnell von Privat an Privat verkauft. Wem das alles zuviel internetter Aufwand ist, dem bleibt ja unter anderem nach wie vor der traditionelle Wochenendflohmarkt. Ganz klassisch…