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Der Fluch des Vorabends

18. April 2012

Die 80er Jahre. Es gab noch Regionalprogramme im Ersten – und die Leute schauten zu. Sie eilten abends nachhause, um "Hart aber herzlich", "Das A-Team", "Falcon Crest" und andere Serien zu sehen, die zwischen 19 und 20 Uhr liefen und Gespraechsstoff fuer den naechsten Morgen lieferten. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Heutzutage ist Fernsehen nichts besonderes mehr. Sendungen, die taeglich laufen, sind sprichwoertlich alltaeglich geworden und "Strassenfeger" als solche gibt es (bis auf diverse Fussballspiele) auch nicht mehr unbedingt. Das Internet ist vielerseits interessanter und auch wichtiger geworden. "Nur mal kurz die Mails checken" ist nach der Arbeit mit die allererste "Amtstat" – nicht das Einschalten des Fernsehers. Facebook, Twitter & Co sind zudem auch vom Strassencafé ausgehend nutzbar. Und in solchen Zeiten und bei der internetten Konkurrenz haetten es auch die modernen Versionen der alten Serienklassiker schwer – zumindest im Vorabendprogramm.

Die zunehmende Medienvielfalt hat naemlich auch einen eigentlich-positiven Nebeneffekt: Sie laesst sich viel mobiler als damals nutzen und macht die Leute unabhaengiger von irgendwelchen, beispielsweise durch Fernsehsender gesetzten Ausstrahlungsterminen.

Wen wundert’s da wirklich, dass eine taegliche Vorabendsendung wie "Gottschalk Live" nur zoegerlich aufgenommen wurde und demnaechst nach kurzer Laufzeit wieder eingestellt wird, weil die Quoten nicht stimmen.

Gottschalk war eigentlich nie derjenige, der aus seinen "Wetten, dass…?" – Gaesten jenseits der netten Oberflaechlichkeiten Tiefgruendigeres herausholen konnte – und seine zweifelsohne vorhandene Schlagfertigkeit konnte auch nicht immer der Garant fuer eine interessante Gespraechsrunde sein. Doch natuerlich hat er seine Qualitaeten und daher war z.B. die "Gottschalk Live" – Ausgabe mit Studiogast Guenther Jauch durchaus unterhaltsam.

Doch diejenigen, die das im Nachhinein wirklich interessiert, schauen es sich in der Mediathek oder bei Youtube dann an, wenn sie Zeit und Lust dazu haben. Was wiederum zulasten der "Live-Quote" waehrend der Sendung geht. An dieser Stelle sollte also eher erforscht werden, welche letztendliche Reichweite eine Sendung unterm Strich hatte.

Frueher lief z.B. "TV Total" mit Stefan Raab nicht wie aktuell viermal die Woche und es war daher durchaus auf der Wochenterminliste vorzufinden. Heutzutage ist es nettes Beiwerk, wenn man zufaelligerweise quasi darueber "stolpert" – aber nichts mehr, fuer das der rechnerbasierte Nachfahre des seligen Videorecorders unbedingt bemueht werden muesste.
Vielleicht ist weniger manchmal eben doch mehr…

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