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Der ganz normale Wahnsinn

24. März 2011

Erstmalig eingelegt, zauberte dieses neue Werk von Udo Juergens dem Schreiber dieser Zeilen gleich ein Laecheln ins Gesicht. Es klingt nach zuhause und es wirkt trotzdem modern. Zugegeben: Es gibt Wiedererkennbares auf dem neuen Udo-Juergens-Album. Aber das ist auch gut so und sich selbst zu zitieren ist manchmal voellig legitim. Vor allen Dingen dann, wenn man wie Udo Juergens mit bald 77 Jahren auf eine qualitativ und quantitativ beeindruckende Discographie zurueckblicken kann und darf…

Konsequent greift er den Grundgedanken des Songs "Voellig Vernetzt" aus dem vorherigen Album "Einfach Ich" wieder auf, singt ueber Facebook, Twitter und der damit verbundenen Durchsichtigkeit der Persoenlichkeit ("Du bist durchschaut"), wobei er zudem mit "Alles ist so easy" ordentlich gegen das "D-Englisch" schiesst:

Wir verlieren nicht – wir loosen; Wir nutzen nicht – wir usen.
Wir entspannen nicht – wir chillen; Wir toeten nicht – wir killen.

Udo swingt ("Schenk' mir einen Traum", "Wenn ein Lied so waer wie Du") und ist weit entfernt von Alterswehleidigkeit – aber auch von Altersmilde, wie bereits der Titelsong beweist:

(…) Nepper, Schlepper, Bauernfaenger; Terror, Sex und Datenklau.
Auf der Pizza falscher Kaese, Schwermetall im Kabeljau. (…)
Dann noch Fernseh’n unterirdisch, Superstars, die tun mir leid.
Nackte Deppen im Container, weggezappt – schad' um die Zeit. (…)

Dazwischen gibt es Balladen in typischer Udo-Manier, musikalisch-luftiges ("Mein erster Weg"), Nachdenkliches ("Am Ufer") und generell immer satt- bzw. Wohlklingendes nebst durchdachter Arrangements, die niemals langweilig werden.

Udo 2011 ist aktueller denn je und gleichzeitig vertraut wie eh und je. Dabei scheint er mit sich selbst zufrieden und letztendlich auch mental angekommen zu sein:

Mein Weg zu mir war krumm und weit. Und scheint auch vieles noch verschwommen,
am Ufer aus erfuellter Zeit bin ich endlich, endlich angekommen.

Diesen Kunstgriff schafft nicht jeder. Respekt!

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