Notfunk zu den Pyramiden
In Aegypten ist das Internet derzeit quasi lahmgelegt. Nur ueber viele Umwege ist es den dortigen Bewohnern moeglich, an Informationen aus dem Rest der Welt zu kommen und/oder Nachrichten dorthin abzusetzen. Alternative Kommunikationswege gewinnen daher rasch an Bedeutung. So suchte ein Internet-Aktivist hier unter anderem nach Funkamateuren, die Funkbruecken in das von politischen Unruhen gebaeutelte Land der Pyramiden schlagen koennten. Mit Erfolg, denn mittlerweile haben einige Medien darueber berichtet.
Die "ZEIT" schreibt:
"Verschiedene Gruppen versuchen, Nachrichten aus Ägypten in die Welt zu tragen. Es gelingt ihnen dank Telefon, Satelliten und so antiquierter Technik wie Amateurfunk." (Quelle: ZEIT Online)
Das ist einerseits schoen – aber andererseits auch aergerlich, denn es zeigt, dass der Begriff "Amateurfunk" bei vielen Leuten noch ausschliesslich mit veralteten Klischeebildern besetzt ist, die sich teilweise sogar in Richtung CB-Funk oder "Piratenradio" bewegen.
Liebe Redakteure! Die Zeit, in denen nur grosse, schwere Mordsklopper von Roehrengeraeten die dunklen Verliesse betuchter Rentner zierten (und beheizten!) und digitale Kommunikation sich auf Morsecode beschraenkte, ist vorbei!
Doch zumindest die Verfasser des "ZEIT"-Artikels scheinen das nicht mitbekommen zu haben:
(…) "Billiger ist eine Möglichkeit aus der vordigitalen Zeit, Amateurfunk. Die Technik mag antiquiert sein, verschwunden ist sie noch lange nicht. Amateurfunker gibt es überall auf der Welt und dank Kurzwelle überbrücken sie auch große Entfernungen. Aktivisten funken zum Beispiel ständig die Telefonlisten nach Ägypten und empfangen auch Nachrichten. Und die Hackergruppe Telecomix sucht noch Funker, die dabei mitmachen." (…) (Quelle: ZEIT Online)
Durch den Amateurfunk sind viele, heutzutage allgemein-gaengige Techniken (analog und digital) ueberhaupt erst moeglich geworden. Gegenwaertig beherbergen grosse Frequenzbereiche ueberstreichende Handfunkgeraete, die meistens kaum groesser als eine Zigarettenschachtel sind, zusaetzliche Vorrichtungen zur drahtlosen Datenuebermittlung. Funkamateure bauten schon weltweit funktionierende Datennetze, als das eigentliche Internet noch mit langsamen Modems auf Kommandozeilenebene bedient wurde. Heutzutage gibt es private und/oder auf Vereinsebene erstellte Funkstrecken, die das herkoemmliche DSL in punkto Geschwindigkeit hinter sich lassen. Amateurfunk ist also durchaus im digitalen Zeitalter angekommen und die Aktualitaet beweist seine anhaltende Relevanz.
Der Blogger und Journalist Thomas Wanhoff bringt es bei Facebook auf den Punkt:
"Was Journalisten in ihrer kleinen Welt nicht täglich erfahren, ist für sie entweder antiquiert oder Teufelszeug. (…)"