Rock The Boat!
Wieso wird ein ohnehin englischer Titel eines Films fuer andere Laender durch einen weiteren, englischen Titel ersetzt? Der Originaltitel der vorliegenden Komoedie ist "The Boat That Rocked". Dieser lautet nun "Radio Rock Revolution". Naja…
Schauplatz der Handlung dieser britischen Komoedie ist ein Boot in der Nordsee, welches Mitte der sechziger Jahre den Piratensender "Radio Rock" beheimatet. Als Vorbild duerfte wohl das legendaere Radio Caroline gedient haben. Die Schiffsbesatzung fuehrt ein zuegelloses Leben und spielt die Platten der Kinks und anderen, zeitgenoessischen Bands in einer Zeit, wo die alteingesessene BBC den englischen Zuhoerern nur zwei Stunden Rockmusik goennt – pro Woche!
Die Teenager hoeren "Radio Rock" mit dem Radio unter dem Kopfkissen (die Eltern duerfen das ja nicht wissen, was mich spontan an alte "Mittelwelle-1440-RTL-Zeiten" erinnerte :)) und der Piratensender erreicht schnell eine hohe Einschaltquote, was wiederum die Regierung auf den Plan bringt, die maritimen Rocksender per Gesetz zu verbieten. Bis dahin zeigt der Film auf amuesante Art und Weise die spiessige Atmosphaere in den Regierungsabteilungen, der die ausschweifenden Exzesse der DJs auf dem Piratensenderschiff gegenueber stehen. Letztere Charaktere sind klischeehaft gezeichnet, entbehren aber trotzdem nicht einer gewissen Authentizitaet.
So lustig wie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" oder "Notting Hill" ist der Film trotz des Regisseurs Richard Curtis, der fuer die beiden genannten und auch fuer diesen Film verantwortlich zeichnet, leider nicht geworden. Die Story an sich ist relativ "platt" und eine der eingeflochtenen Geschichten erinnert manchmal sogar an "Eis am Stiel", nur ohne die ueppigen Bilder :) (Teenager soll seinen ersten Sex bekommen, Kumpel faedelt das ein, im Dunkeln tauschen sie die Rollen, etc…)
Trotzdem bleibt der detailverliebte Nostalgiker vor dem Bildschirm haengen, denn die Kulissen des Films sind liebevoll gestaltet: Vinyl ueberall, alte Studiotechnik und der insgesamt stimmige Soundtrack lassen trotz einiger Laengen nicht unbedingt Langeweile aufkommen. Kennern der englischen Sprache sei die originale Tonspur deutlichst ans Herz gelegt, denn viele Dinge gehen in der zwar bemuehten, aber vielleicht gerade dadurch gekuenstelt wirkenden, deutschen Synchronisation oftmals unter.
Der Film bietet zwar gute Unterhaltung, doch zu einem "Kultfilm" wird er wohl eher nicht avancieren. Frei nach dem Motto: "Gesehen – Gelacht – Geloescht" :)
An dieser Stelle sei noch einmal ein deutsches, wirklich sehenswertes, filmisches Kleinod aus den achtziger Jahren mit aehnlicher Thematik erwaehnt: POGO 1104 !