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DVB-T und Digitale Dividende

30. April 2010

Der Terminus "Digitale Dividende" hat derzeit Hochkonjunktur. Er umschreibt die Frequenzueberbleibsel, die z.B. durch die Umstellung der terrestrischen Fernsehsender von analog auf digital sowie durch Abschaltung von danach ueberfluessigen Fuellsendern entstanden sind. Diese Frequenzbaender sind vor allen Dingen fuer Mobilfunkanbieter von groesstem Interesse und sie koennten unter anderem dazu genutzt werden, um zukuenftig auch in abgelegenen Gebieten nutzbare Internetzugaenge anzubieten.

Ein analoges Fernsehsignal belegte eine ziemlich grosse Bandbreite innerhalb des jeweiligen Frequenzbereiches und musste mit verhaeltnismaessig grosser Sendeleistung abgestrahlt werden. Heutzutage koennen sechs digitale Fernsehsender auf dieselbe Bandbreite verteilt werden und die Sendeleistung muss beiweitem nicht mehr so hoch sein wie frueher. Zudem koennen die Endanwender ihre alten Fernsehantennenanlagen rein technisch gesehen durchaus weiterverwenden, denn so etwas wie "digitale Antennen", wie sie windige Klinkenputzer gerne mal an der Haustuer verkaufen wollen, gibt es nicht. Doch eigentlich reichen auch kleine Magnet-Stummelantennen, die einfach auf die naechstbeste Coladose oder Heizung geklatscht werden, zumindest im Stadtkern zum Empfang des DVB-T-Signals aus…

Das sogenannte "Ueberallfernsehen" soll mittlerweile eine theoretische Abdeckung von 90% in Deutschland erreicht haben, doch sind beiweitem nicht alle Sender ueberall empfangbar. Hier in Ostwesfalen-Lippe ist das Programmangebot nach wie vor auf diverse, ausschliesslich oeffentlich-rechtliche Kanaele beschraenkt, die bekannten Privatsender sind in dem von der Bielefelder Huenenburg abgestrahlten DVB-T-Bouquets nicht zu finden. Zu analogen Zeiten wurden immerhin RTL, SAT1 und VOX von dort aus verbreitet…

Die einen werden sagen, dass sie den "Werbekram" via DVB-T sowieso nicht brauchen und andere werden argumentieren, dass nur Arte & Co. ihnen zu langweilig sind. Es geht in diesem Fall auch nicht zwingend um die Programminhalte, sondern ums Prinzip. Fuer die Privaten lohnen sich diesbezuegliche Investitionen vor allem ausserhalb der Ballungsgebiete anscheinend nicht (mehr)…

Die analogen Tuner sind aus neu zu kaufenden TV-Geraeten gerade mal so verschwunden, da werden die Nachfolger mit DVB-T-Empfangsteilen auch schon wieder per Sonderaktionen 'rausgehauen, denn der in Einzelgebieten mittlerweile testweise in Betrieb genommene, sogenannte DVB-T2-Standard koennte das bisherige DVB-T in absehbarer Zeit ersetzen. "Alte" Geraete werden diesen nicht entschluesseln koennen. Fazit: Noch mehr Elektroschrott. Wer heutzutage einigermassen auf der sicheren Seite sein will, entscheidet sich zwischen digitalem Satellitenempfang (DVB-S/2) und DVB-C, also der Kabelvariante. Eine weitaus bessere Bildqualitaet als DVB-T bieten beide Alternativen allemal…

"Es koennte alles so einfach sein – isses aber nich'", sangen Herbert Groenemeyer und "Die Fantastischen Vier" einmal. Wie wahr. Ein Geraet im Raum mit passendem Empfangsteil und keine zusaetzliche Silberbuechse, die per Scart oder HDMI daran angeschlossen werden muss – das waere effizient. Gerade hierbei koennte DVB-T mit Leichtigkeit seine wenigen Vorteile ausspielen und sich zumindest als Standard fuer Zweitgeraete etablieren. Im kommenden Sommer koennte das anlaesslich der Fussball-WM sogar fuer einen kleinen "Aufschwung" sorgen, doch auf Dauer wollen viele Leute auf RTL & Co. nicht verzichten. Und spaetestens dann werden sie sich wieder in Richtung Satellit, Kabel und/oder des zurecht boomenden Internetfernsehens orientieren.

Die Zukunft liegt nicht in der terrestrischen Verbreitung diverser Fernseh- und/oder Radiostandards. Sie liegt in der Schaffung von drahtlosen Internetzugaengen. Somit kaeme technisch gesehen "alles aus einer Hand" und jeder koennte im Auto, in der Bahn, im Garten oder sonstwo jederzeit auf Texte, Bilder, Musik bzw. Radio und Videos bzw. TV aus aller Welt zugreifen. Mit einem Geraet und einem Uebertragungsstandard. Wie das "TV"-Bild auf den Schirm kommt, duerfte den allermeisten Anwendern voellig egal sein. Hauptsache ist, dass es bedienerfreundlich-einfach verfuegbar sein wird. Diejenigen, die diese Kapazitaeten darueber hinaus nutzen wollen und koennen, haetten ebenso ihren Nutzen davon und ggf. Spass daran. Somit waere allen gedient. Hoch lebe die "digitale-digitale Dividende"…

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