Vom CB- zum Amateurfunk
Amateurfunk ist ein interessantes Hobby. Nach wie vor. Viele Menschen denken bei diesem Begriff nur an Morsetasten und an grosse, schwere Roehrengeraete mit grossen Knoepfen. Doch der Amateurfunk ist beiweitem nicht antiquiert, denn er hat sich beispielsweise das Internet zum Partner genommen und dadurch viele neue, interessante Spielarten geschaffen…
Meine erste "aktive" Begegnung mit einem Funkgeraet fand Ende der siebziger Jahre im Auto meines Stiefonkels statt. Es war eine Kombination aus AM-CB-Funkgeraet und Autoradio, ueber die ich dann mit diversen CB-Stationen in der hiesigen Innenstadt sprechen konnte. Einmal Blut geleckt, wollte der kleine Schueler natuerlich mehr und kaufte sich drei Jahre spaeter vom abgesparten Taschengeld eine gebrauchte "TFT Economic 2000" von "Pluto 05" alias Ingo, der heutzutage unter dem Rufzeichen DL6YEU mit dem Schreiber dieser Zeilen im gleichen Ortsverband N-47 "zuhause" ist.
Es folgten 1984 die erste, silberfarbene President PC-40 und spaeter diverse "Export-Kisten", wie z.B. die legendaere President Lincoln. Naechtelang wurde sich sowohl auf lokaler als auch internationaler Ebene unterhalten, weit bevor es Skype & Co. gab, und es hat immer einen Mordsspass gemacht. Man traf sich zu Funksignalsuchfahrten und sonstigen Unternehmungen, die oftmals auch ganz spontan zustande kamen.
Freitagabend, 22 Uhr: Der 20:15-Uhr-Film war gerade durch und der "Hauskanal" belebte sich. "Ich hab morgen frei und mir ist langweilig. Wollen wir nach Holland zum Pommes Essen fahren?" Der Rest ist Geschichte, denn auf einmal bewegte sich ein kleiner Autokorso Richtung Grenze. Ganz spontan. Ohne Planung. Das waren Zeiten :)
Doch irgendwann war die CB-Funk-Schiene auch in technischer Hinsicht relativ ausgereizt und die Scheu vor der Amateurfunkpruefung wich immer mehr der Neugier. Die Bundeswehr tat ihr Uebriges dazu, denn dort musste ich das Morsen lernen, letztendlich waren wir immerhin bis zu 30 wpm ("Woerter pro Minute") schnell, was weit ueber den damaligen Anforderungen fuer die "zivile" Amateurfunkpruefung lag. Zudem war "unser Haubo" (Hauptbootsmann Joachim "Jo" Schenkel aus Gluecksburg) ebenfalls Funkamateur und er hatte seine Stube innerhalb der Kaserne mit einem kleinen Funkshack versehen (hochoffiziell genehmigt, natuerlich). Er bestaerkte mich darin, mein Wissen zu erweitern und gab mir die Gelegenheit, einen Kursus zu besuchen, der innerhalb der Kaserne abgehalten wurde. Leider musste der wegen eines Standortwechsels abgebrochen werden.
1995 war es dann aber soweit, die Lizenz flatterte ins Haus. Das erste "lizensierte" QSO fand am 16.6.1995 auf der Relaisfrequenz 438,800 mhz (DB0TB, Bielefeld) statt. Der Duobander, ein Kenwood TW-4100E, war zwar schon vorher vorhanden, wurde aber tatsaechlich erst am Tag des ersten QSOs fest installiert. Weitere Geraete sollten folgen…
Ein Kenwood TS-450 S-AT loeste den Yaesu FT-747 GX in punkto Kurzwelle ab, fuer UKW fand ein betagter Yaesu FT-726 Verwendung, der spaeter durch einen FT-736 ersetzt wurde. Im Auto werkelte ein Kenwood TM-733E. Spaeter funkte hier fuer einige Jahre ein YAESU FT-847, der als erste "eierlegende Wollmilchsau" fast alle Baender bediente.
Das einzige, was hier wirklich durch das Internet komplett verdraengt wurde, ist das Packet Radio. In den Spaetneunzigern war das Internet noch langsam und teuer. Diverse 14,4er, 28,8er und 33,6er Elsa-Modems belegten eine serielle Schnittstelle des klobigen Tisch-PCs. Es gab noch Volumen- und/oder Zeittarife, so dass das Internet nur dann "angemacht" wurde, wenn es noetig war. Aber das "Paeckchenradio", das lief fast rund um die Uhr und lieferte Informationen, DX-Cluster, Flohmarktanzeigen und vieles mehr. Sogar das, was heutzutage als "Chat" bekannt ist, war damals schon Gang und Gebe, kostenlos, aber selten schneller als 9600 Baud :) Heutzutage laeuft das Internet Dank DSL-Flatrate permanent mit und Amateurfunk wird gerne mal nur "nebenbei" betrieben…
Trotzdem: Die Faszination ist nach wie vor gegeben, auch wenn sie sich manchmal ueber laengere Strecken nur in einer Praesenz auf der "OV-Welle" niederschlaegt. Doch allein die Moeglichkeit zu haben, jederzeit beispielsweise auf die Kurzwelle zu wechseln und spontan in diese Welt einzutauchen, ist es wert, auch heutzutage noch eine Funkanlage betriebsfaehig zu halten…
Update vom 27.04.2010: Bilder gibt’s im neu eingerichteten Bereich "DL6YDY" auf dieser Seite.