Purple Schulz und die GT smAll Stars
Alle Jahre wieder… nein… dieser Anfang ist zu abgedroschen und wurde im letzten Jahr auch schon verwendet. Doch natuerlich gleicht sich der Anlass, denn die "GT smAll Stars" machten auch in diesem Jahr keine Ausnahme. An drei Konzertabenden in der "Weberei" in Guetersloh war die Huette wieder prall gefuellt. Der 27.12. stand im Zeichen der sogenannten "Classic"-Nacht, denn es spielte die Kernband und mittendrin gab es ein "BarFly"-Set. Das "BarFly" ist eine regelmaessige Veranstaltung in der Weberei-Kneipe, an der neben den Stammmusikern Gerry Spooner, Roger Clarke-Johnson, Jerry Hovell, Benni Bobe und Jan Koeckstadt auch Leute aus dem naeheren Umkreis, wie beispielsweise Martin Rode oder Michael Van Merwyk teilnehmen. Und eben diese Leute standen an diesem Abend auch auf der Buehne und liessen unter anderem einige Blues-Klassiker erklingen.
Umrahmt von den eigentlichen "GT smAll Stars" ergab sich ein sehr homogenes Gesamtbild, welches beiweitem nicht so "lustlos" daherkam, wie in einer hiesigen Zeitung (dem sogenannten Bimmelblaettchen :)) von einem anscheinend gelangweilten Journalisten behauptet wurde. Das Gegenteil war der Fall, denn einige "neue" Stuecke sorgten fuer echte, musikalische Highlights, die wieder einmal bewiesen, dass diese Truppe noch lange nicht zum alten Eisen gehoert, denn sie rockten, was das Zeug hielt. Deep Purple’s "Highway Star" oder Led Zeppelin’s "Stairway To Heaven" wurden in epischer Breite zelebriert und mit bewaehrten Songs kombiniert.
Insbesondere Mickey Meinert schenkte seiner Stimme nichts und es war wirklich erstaunlich, wie authentisch er so manche Rocknummer herueberbrachte und das Publikum in seinen Bann zog.
Steve Haggerty, normalerweise gerne auf Country-Rock-Pfaden wandelnd, gab den schon obligatorischen Joe Cocker und ueberraschte zudem mit einer aeusserst gelungenen Interpretation des Songs "Fields of Gold" von Sting.
Fuer eine ebenfalls grosse Ueberraschung sorgte Volker Wilmking, denn der wandelte sich vom Instrumentalisten zum Saenger, besser gesagt kombinierte er beides miteinander und somit erklang Jethro Tull’s "Locomotive Breath" in einer druckvollen Version, der er mit seiner Querfloete zu eindrucksvoller Authentizitaet verhalf. Das war schlichtweg genial-gut. "Ich habe schon lange nicht mehr oeffentlich auf einer Buehne gesungen", verriet Volker hinterher. Hoffentlich macht er es jetzt wieder haeufiger…
Christian Kretschmar spielte unermuedlich alles, was sein vielseitiges Koennen hergab. Percussion, Cello, Bass… der Mann hat tatsaechlich Ueberstunden geschoben. Unermuedlich bespielte Fred Brachmann aus Sicht der Zuschauer die linke Buehnenhaelfte, waehrend Stefan Denninger und seine Schiessbude die Rechte vereinnahmt hatten. Roland Schal muss ebenfalls erwaehnt werden. Der eigentlich Gitarrist hatte sich diesmal dem Saxophon verschrieben und spielte nach gerade mal einem halben Jahr Praxis (!) schon auf sehr hohem Niveau. In Kombination mit Steve Haggerty’s Stimme ergab Roland’s Saxophon-Spiel eine wunderschoene Version von "When A Man Loves A Woman", die mit stehenden Ovationen honoriert wurde.
An den beiden Folgeabenden stiess Richie Arndt hinzu, der unlaengst mit "Train Stories" ein bemerkenswertes Musik-und-Erzaehl-Projekt auf CD veroeffentlicht hat. Ausserdem sollte noch das Projekt "RoryMania" erwaehnt werden, eine Art Tribut an Rory Gallagher, welches selbst in engsten Familienkreisen des mittlerweile leider verstorbenen Kult-Gitarristen hoechste Anerkennung gefunden hat…
Auch Richie Arndt ist ein kraftvoller, virtuoser Gitarrist, der sich mit Mickey Meinert waehrend Santana’s "Black Magic Woman" eine sehens- und hoerenswerte, sprichwoertliche "Gitarrenschlacht" lieferte.
Schon im Jahr 2008 gingen die Meinungen beim Publikum bezueglich eines "Gast-Stars" gewaltig auseinander. Bis heute. Die einen favorisieren den lokalen Charakter und wollen nur die "Chuetsler Koeppe" sehen (also die Leute, die "von hier wech" kommen :)). Andere wiederum freuen sich ueber weitere Elemente und fuehlen sich durch diese Gaststars an ihre Jugend und/oder ihre Plattensammlung erinnert. Nachdem im letzten Jahr Klaus Lage die smAll Stars an zwei Abenden unterstuetzt hatte, kam diesmal Purple Schulz hinzu. Ruediger, wie er eigentlich heisst, brachte seinen zwanzigjaehrigen Sohn Ben mit, der sich mittlerweile ebenfalls der Musik verschrieben hat. Zusammen sangen sie das neue Stueck "Wir haben alle was zu sagen" und Purple’s alte Ballade "Immer nur leben". Die "verliebten Jungs" gab es ebenso auf die Ohren wie das inbruenstige "Sehnsucht". Die "kleinen Seen" spielte Purple solo und liess dabei eine musikalische Andeutung des alten Schlagers "Traenen luegen nicht" nicht aus, was das Publikum wiederum ueberrascht, aber froehlich mitsingend aufnahm.
Ein wahres Glanzstueck war jedoch "seine" Version des U2-Klassikers "With Or Without You", welcher zur allgemeinen Belustigung nach einer Verwandlung in eine rheinische Frohnatur mittels Karnevalskostuem (inklusive Pappnase!) im Refrain zu "(Wegen dem) Brauchtum" mutierte. In einem demnaecht im "NormCast" erscheinenden Interview verriet er allerdings, dass Karneval generell eigentlich gar nicht sein Ding ist und er gerne fluechtet, wenn die tollen Tage in Koeln beginnen. Diese Einlage war uebrigens im Rahmen der "Stunksitzung" ein echter Hit.
Die GT-smAll-Stars-Band begleitete Purple waehrend seines Sets und zwischenzeitlich wurde mit "Solsbury Hill" auch wieder eine Bruecke zu internationalem Liedgut geschlagen, ausserdem kam "Gimme Some Lovin'" von der Spencer Davis Group zu Schulz’schen Ehren.
Hinter der Buehne ging es hoch her. Verwandte und Freunde der Musiker trafen sich dort und alles wirkte irgendwie wie ein froehliches Klassentreffen. Das Catering und die hervorragende Bier-Versorgung taten ihr Uebriges. Es gab naemlich neben dem obligatorischen Kuehlschrank auf der Buehne auch noch einen weiteren hinter derselben. Es hat wirklich Spass gemacht und auch Purple Schulz hat sich sichtlich wohlgefuehlt, er nahm sehr rege teil und war ein gern gesehener Gast, mit dem man sich wirklich sehr nett und fundiert unterhalten konnte. Ein wahrer Vollblutmusiker, der immer fuer eine Ueberraschung gut war und ist. Und genau das passt sehr gut zu den GT smAll Stars…
Weiterlesen: Artikel in der Neuen Westfaelischen Zeitung