SD adé – So what?
Ein Beitrag bei Golem.de und in diversen anderen Onlinezeitungen weist heute auf eine moegliche Abschaltung der privaten SD-Satellitenfernsehsignale in naher Zukunft hin. Demnach koennten die bisher kostenfrei empfangbaren, "normal" aufloesenden Kanaele von RTL, SAT1 & Co. in den naechsten fuenf Jahren zugunsten einer Exklusivverbreitung ueber die "HD+"-Plattform abgeschafft werden. Danach waeren diese Fernsehsender nur noch mit einer entsprechenden Karte gegen eine monatliche Gebuehr zu empfangen. So weit, so schlecht…
Werbung alleine scheint sich nicht mehr zu rentieren und sie trifft bei Fernsehzuschauern auch zunehmend auf Nichtakzeptanz. Es ist ja auch ein Kreuz. Kaum ist der Ferrari durchs Ziel, kaum ist die letzte Runde geboxt oder gerade dann, wenn Vin Diesel und Paul Walker gemeinsam ueber die Pisten rasen, kommt – Werbung. Die Atmosphaere ist dahin, man wird wieder brutal in die Realitaet der eigenen Welt zurueckkatapultiert. Das ist nicht schoen – und vielen Leuten ist es mittlerweile einen zusaetzlichen, ueberschaubaren Geldbetrag wert, dafuer zu bezahlen, dass das eben nicht mehr passiert. Doch schauen wir der Realitaet mal ins Auge: HD+ bietet den Sendern viele Steuermoeglichkeiten, die die Fernsehfreiheit ihres Publikums beschneiden. Beispielsweise ist es den Sendern moeglich, Aufnahmen ihrer Programme zu verhindern oder sie mit der Einschraenkung zu versehen, dass beispielsweise nicht vorgespult (und damit die Werbung nicht weggespult) werden kann. Dafuer sieht man die Werbung immerhin in HD. Ganz toll…
Die Zukunft des Fernsehens wird nicht rosig. Senderbetreiber werden sich ob der wachsenden Konkurrenz durch diverse Online-Streaming-Portale in Zukunft genauer ueberlegen muessen, ob sie es sich leisten koennen, die Kunden zu veraergern. Lineare Privatfernsehsender, die in grottenschlechter Qualitaet senden (Family TV), werden diese Zeit hoechstwahrscheinlich gar nicht mehr erleben. Diejenigen, die Fernsehserien nach wenigen Folgen absetzen oder in Spartenkanaele verschieben (ProSieben, Kabel Eins & Co.), werden ihre Zuschauer weiterhin an Netflix oder Amazon verlieren. RTL (und insbesondere RTL 2) wird bemerken, dass ein messbarer Grossteil der Zuseherschaft nicht bereit sein wird, fuer Scripted-Reality ueberhaupt zu bezahlen, die entsprechenden Konsumenten werden sich andere Ganztagsberieselungen suchen (muessen), denn HD+ Karten werden bestimmt nicht z.B. via Hartz4 subventioniert werden.
Undsoweiterundsoweiter. Dies ist natuerlich eine rein subjektive Einschaetzung und vielleicht kommt es ja auch ganz anders. Dennoch: Ich bezahle lieber einen kleinen Betrag fuer einen von mir ausdruecklich gewuenschten, mir zugestreamten Inhalt, als pauschal fuer hochaufloesende Gaengelung mit werbezerstueckelten Inhalten. Sollte eine Abschaltung der entsprechenden Sender erfolgen, wird man auch nicht mehr beim Zappen dort haengenbleiben (koennen). Auch gut…
Die Sache mit den Zugangskarten ist auch so eine Sache. Eine Karte funktioniert meistens nur in einem Geraet. Fuer das Zweitgeraet im Schlafzimmer oder Sommergarten braucht es im Normalfall eine weitere Karte. Abgesehen von der finanziellen Zusatzbelastung muss hier auch immer hin- und hergesteckt werden. Frueher machte man den Fernseher an und alles war auf Knopfdruck da. Heutzutage muessen zunaechst Huerden aus Pincodes und schlechten Menues ueberwunden werden. Womit wir beim SKY-Receiver waeren :)
Uebrigens: Sky blendet beispielsweise waehrend Fussballuebertragungen auch Werbung ins laufende Bild ein. Die Halbzeitpausen sind ebenfalls gespickt mit Werbespots. War es denn nicht mal so, dass dafuer bezahlt wurde, dass dieses eben NICHT der Fall ist? Auch hier ist eine Negativentwicklung zu verzeichnen…
Ein Prinzip wird sich auch im zukuenftigen Fernsehsegment zwingend bewahrheiten: Der Markt regelt sich selbst. Mal schauen, wer von denen, die jetzt versuchen, auf Biegen und Brechen neue Standards durchzusetzen, dann noch auf dem Spielfeld stehen wird…