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Das Ende der VHS-Videocassette

3. Juli 2015

Laut einem Artikel bei Heise.de werden mittlerweile keine VHS-Videocassetten mehr hergestellt.

Das nennt man wohl Abschied auf Raten: Bereits 2008 verkündete JVC, selbsternannter Erfinder des Video Home Systems (VHS), das Fertigungsende für VHS-Videorecorder. Doch erst jetzt vermeldet die unter den Marken Platinum und Xlyne agierende SK-Unternehmensgruppe (Sauerland-Kunststoff), die letzten auf der Welt verfügbaren VHS-Videocassetten aufgekauft zu haben und voraussichtlich noch bis zum Ende des Jahres 2015 in Deutschland anzubieten. (…) Damit endet nach 39 Jahren also endgültig eine Erfolgsgeschichte. Laut Hellweg zu früh: Sein Unternehmen verkauft monatlich in Deutschland fünfstellige Stückzahlen der antiquierten Speichermedien. (…)

Die VHS-Cassette hat Grosses geleistet. Sie gab den Menschen Freiheit, denn die konnten ploetzlich aufnehmen, was sie wollten, und es zeitversetzt ansehen. Das war sozusagen der erste Aufstand gegen das lineare, zeitenabhaengige Fernsehprogramm. Zudem konnte gespult werden, ohne dass irgendwelche Sperrmechanismen der Sender, fuer die die Leute heutzutage sogar Geld bezahlen (Stichwort "HD+"), etwas dagegen ausrichten konnten. Die akriebisch aufgenommene und von der Werbung befreite Lieblings-Fernsehserie "schmueckte" mit liebevoll gestalteten Seitenlabels die Wohnzimmerregale. Heutzutage wuerde diese Datenmenge gerade mal einen kleinen Bruchteil einer 50-Euro-USB-Festplatte ausmachen…

Schwankende Bildqualitaet und rauschiger Ton waren keine Seltenheit, allerdings gab es auch das Gegenteil: Stereo-Videorecorder, die sprichwoertlich die ganze Bandbreite einer Cassette nutzten und dadurch qualitativ hervorragende Tonbandmaschinen abgaben – mit einer Spielzeit von bis zu 8 Stunden am Stueck…

Formatunterschiede gab es frueher auch schon: VHS, Video2000 oder Betamax kaempften um die Nachfolge von Umatic oder VCR. Waehrend in den USA der Betamax-Standard obsiegte, dominierte in Europa und anderswo die VHS-Cassette. Das eigentlich bessere System Video2000. welches immerhin bis zu zweimal vier Stunden Spielzeit per Wendecassette zu bieten hatte, wurde letztendlich dem damaligen Mainstream geopfert.
Heutzutage wuerde es solche Formatkriege in dieser Form nicht mehr geben, denn ihre Auswirkungen waeren relativ einfach per VLC-Player und aehnlicher Software, die nahezu alle Videoformate abspielt, umgehbar. Gluecklicherweise…

Videorecorder hatten mechanische Laufwerke, die Freude machten, solange sie funktionierten. Wenn nicht, konnte es teuer werden. Damals wurde aber noch repariert und es gab Recorder. die modular aufgebaut waren (z.B. Grundig) und bei denen einzelne Komponenten ausgetauscht werden konnten (z.B. Tuner). So gesehen war die Videorecordertechnik nicht so rueckstaendig, wie heutzutage oft angenommen wird. Im Gegenteil: Sie war der Wegbereiter fuer vieles, was heutzutage selbstverstaendlich ist…

Dennoch: Die Zeiten von klobigen, anfaelligen Plastikcassettenmonstern ist endgueltig vorbei – und das ist eigentlich ganz gut so. Nicht alles, was alt ist, ist auch "besser". HD-aufgeloestes Filmmaterial via Streaming oder USB-Speicher ist schon pflegeleichter und qualitativ Galaxien vom guten, alten Videoband entfernt. Moege es in Frieden ruhen…

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